Eichen haben mit zwei Krankheiten zu kämpfen, die zusammen vorkommen

09.01.2024 | Francesca Dennert, Ludwig Beenken, Valentin Queloz, Beate Kittl | WSL News

Vor fünf Jahren wurde die bakterielle Komplexkrankheit akutes Eichensterben auch in der Schweiz entdeckt. 2023 wurde zudem eine neue Wurzelkrankheit auf Eichen entdeckt, wie Waldschutz Schweiz im neuen Waldschutz Aktuell berichtet. Besonders bedenklich ist es, wenn beide Krankheiten Eichen gleichzeitig befallen.

Eichen gelten als Zukunftsbaumarten, weil sie im Vergleich zu anderen häufigen Laubbaumarten wenig unter den Folgen des Klimawandels wie Hitze oder Trockenheit leiden. Seit einigen Jahren ist die Eiche jedoch von einer Krankheit namens akutes Eichensterben betroffen, die durch verschiedene Bakterienarten ausgelöst wird. Möglicherweise begünstigen Extremereignissen wie lange Trockenheitsperioden die Krankheit. Die beteiligten Bakterienarten sind einheimisch.

Seit das akute Eichensterben 2017 erstmals in der Schweiz nachgewiesen wurde, hat Waldschutz Schweiz aus allen Landesteilen zahlreiche Meldungen zu dieser Krankheit erhalten. Es ist aktuell der Hauptgrund für Meldungen von Eichen mit Schleimfluss am Stamm und lichte Kronen. Waldschutz Schweiz untersucht alle gemeldeten Eichen auch auf die Wurzel- und Stammkrankheiten der Gattung Phytophthora, da die Symptome dieser Krankheiten ähnlich sind wie die Symptome des akuten Eichensterbens. Bisher waren alle an akutem Eichensterben erkrankten Eichen frei von Phytophthora. Im Frühling und Sommer 2023 hat Waldschutz Schweiz jedoch in zwei Fällen auch Phytophthora an Eichen mit akutem Eichensterben nachgewiesen. Beide Fälle stammten aus dem urbanen Raum und in beiden Fällen war die Art Phytophthora cinnamomi vorhanden, die bisher nur als Erreger der Tintenkrankheit an Edelkastanie im Tessin vorkam.

Welche Auswirkungen hat der doppelte Befall?

Nicht nur für die Schweiz ist es neu, dass Eichen gleichzeitig vom akuten Eichensterben und von Phytophthora cinnamomi befallen sind. Weltweit gibt es bislang noch keine Meldungen, dass die beiden Krankheiten zusammen am gleichen Baum festgestellt wurden. Deshalb sind noch viele Fragen offen. Die wichtigste ist, welche Auswirkungen dies auf die Eichen hat. Sind die Symptome gravierender und sterben Eichen schneller ab, wenn sie von beiden statt nur einer der Krankheiten infiziert sind? Dazu startet Waldschutz Schweiz zusammen mit der Gruppe Phytopathologie der WSL Anfang 2024 ein neues Forschungsprojekt.

Phytophthora cinnamomi: ein wärmeliebendes Pathogen

Besorgniserregend ist, dass einer der Fälle von der Alpennordseite stammt. Bisher nahm man an, dass sich dieses Pathogen auf der Alpennordseite nicht etablieren kann, da dafür die Temperaturen im Winter in der Regel zu tief sind. Dieser Umstand erklärt auch, wieso das Pathogen zwar schon lange im Tessin als Erreger der Tintenkrankheit vorhanden ist, sich aber auf der Alpennordseite nicht verbreiten konnte. Phytophthora cinnamomi stammt ursprünglich aus Süd- bis Ostasien und wird vor allem durch den Pflanzenhandel verbreitet. Der Klimawandel, insbesondere milde Winter, könnte dazu führen, dass das Pathogen in Zukunft auch auf der Alpennordseite häufiger vorkommt. Da hier bisher nur einzelne erkrankte Bäume gefunden wurden, empfiehlt Waldschutz Schweiz, Eichen mit Schleimfluss und anderen Symptomen immer zu melden. Beide Krankheiten, Phytophthora cinnamomi und das akute Eichensterben, können nur mit einer Laboranalyse sicher bestimmt werden.

Waldschutz Schweiz

Waldschutz Schweiz ist die Fachstelle für Waldschutzfragen an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Waldschutz Schweiz erhebt zusammen mit den kantonalen Forstdiensten Vorkommen und Ausmass von biotischen und abiotischen Beeinträchtigungen des Waldes, informiert über aktuelle Waldschutzereignisse, berät Betroffene bei Waldschutzfragen, und engagiert sich in der Weiterbildung von Forstdiensten, der Grünen Branche, Studierenden und weiterem Fachpersonal. Da koordiniertes internationales Handeln immer wichtiger wird, pflegen wir zudem den Informationsaustausch mit in- und ausländischen Fachkollegen. Damit stellen wir eine Schnittstelle zwischen Forschung, Praxis und Behörden dar, eine Plattform für Informationen.

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